Tündern, ein Ort im Weserbergland. Zunächst nichts Besonderes, nichts mit dem man sich alltäglich auseinandersetzen müsste, solange man nicht direkt davon betroffen ist. Ein Ort mit Landwirtschaft, Kleingewerbe, Schule, Kindergarten, Kirche, Friedhof, ein paar Läden, Kiesabbau. Vor der Haustür haben wird das Kernkraftwerk Grohnde und das ehemalige Aufmarschgelände der Erntedankfeste am Bückeberg. Warum ich auf diesen Ort eingehe? Ich bin in Tündern geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen, habe als Nachrücker für 10 Monate im Ortsrat gesessen, wohne hier immer noch. Voraussichtlich werden mich hier nach meinem Tod auf dem hiesigen Friedhof auch die Maden fressen.

Tündern ist wie viele Orte eine im Lauf der Zeit natürlich gewachsene Siedlung. Es gibt Hinweise darauf, dass dieses Gebiet bereits in der Steinzeit, zumindest temporär, von Fischern und Jägern besiedelt worden ist. 1004 erstmalig urkundlich erwähnt, zu dieser Zeit muss sich also eine bereits existierende Siedlung hier befunden haben. Anfang 1973 im Rahmen der Gemeindereform politisch zu Hameln eingegliedert ist der Ort so etwas wie ein Organismus, der sich laufend weiter entwickelt.


Impressionen


Timeline

Ist jetzt nur ein Nebenschauplatz, ich bin weder Historiker noch Archäologe und das Thema interessiert mich relativ wenig, manches ist aber nur im historischen Kontext zu verstehen.

1004Erstmalige urkundliche Erwähnung des Ortes als “Tundirum” in einer Urkunde des Klosters Kemnade. Hierbei bekundet König Heinrich II die Übernahme des 960 gegründeten Klosters Kemnade in den Reichsschutz. Der Ort wird dem Amt Ohsen zugeordnet.
1583Hexenverbrennung auf dem Tünderanger, der Hochgerichtsstätte des Amtes Ohsen. Verbrannt wurden die Waltenbergische, die Flentsche und die Schutmensche
1913Eröffnung einer Haltestelle an der Bahnlinie Hannover – Altenbeken
1935Ausbau des Bahnhofes zu einem viergleisigen “Führerbahnhof” im Rahmen der Reichserntedankfeste. Nach dem WWII wurden zwei überflüssige Gleise zurück gebaut. Bauliche Reste und Auffahrten sind noch erkennbar.
1964Schließung der Haltestell. Das Gebäude wurde als Blockstelle verwendet, der Abriss erfolgte Ende der 1970er.
01.01.1973Eingemeindung Tünderns zu Hameln im Rahmen der niedersächsischen Gemeindereform

Ortsname

Der Ort ist im Jahr 1004 erstmalig als “Tundirum” erwähnt worden. Lt. Dorfchronik gibt es für diesen Namen zwei Erklärungen:

  1. Ort mit einem Zaun drumherum
  2. Ort im Sumpf- / Morastland

Ich selber tendiere zur zweiten Option

Plausibilisierung

Wahrscheinlicher Verlauf von Weser und Emmer um 1000
Wahrscheinlicher Verlauf von Weser und Emmer um 1000

Für Gemarkungsnamen, um den handelt es sich hierbei, wurden üblicherweise sprechende Namen verwendet die eindeutige Freistellungsmerkmale beinhalten.

Ein Zaun, der einen Ort einschließt, ist kein Freistellungsmerkmal. Ein Zaun, die Lightversion der Stadtmauer, dient zum Fernhalten von Raubzeugs wie Wölfe, Bären, Steuereintreibern und soll damit Schaden fernhalten. Die meisten Orte werden in der Zeit von so etwas wie einem Zaun eingegrenzt worden sein.

Die zweite Interpretation basiert auf einer Ableitung der in der betreffenden Zeit gesprochenen Sprache, dem Althochdeutschen und nicht auf dem heutigen Sprachempfinden.

Die Ableitung als Ort im Sumpf ist topographisch plausibel und in dieser Gegend relativ eindeutig. Tündern befindet heute sich auf einer Ebene, die sich kaum vom Niveau der Weser abhebt. Ich gehe davon aus, dass dieses auch vor 1000 Jahren so war. Zum Zeitpunkt der ersten Erwähnung waren die Verläufe der Weser und ihres Nebenflusses Emmer allerdings anders. Der Weserverlauf knickte in Hagenohsen etwa auf Höhe der Burg in Richtung Hameln nordwärts ab, und verlief östlich von Tündern. Die Emmer folgte dem jetzigen Verlauf der Weser unterhalb des Ohrbergs und begrenzte damit das Areal vom wesen her. Beide Flüsse waren nicht kanalisiert wie die heutigen Vorfluter und gingen mit einiger Sicherheit in die Breite. Dazu kommt, das Flüsse in der Zeit nicht reguliert waren. Es sollte sich bei der hiesigen Gemarkung also um eine von kleinen Nebenläufen durchsetzt Sumpflandschaft handeln, die häufig überflutet wurde. Siedlungsgebiet für Jäger und Fischer.


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