Tündern ist zunächst ein Ort wie viele Andere auch, ein Wohnort mit Landwirtschaft, Gewerbe, Schule, Kindergarten, Kirche, Friedhof. Gelegen an der Oberweser in der Nähe von Hameln im Speckgürtel von Hannover.
Ein offenes Geheimnis: Ich bin in Tündern geboren, aufgewachsen, wohne aktuell dort und werde nach meinem Tod wohl hier auch verbuddelt. Heißt nun nicht, das ich mich nur hier aufhalte oder das Leben hier als Template für Andere ansehe.
Themen
Impressionen
Ortsname
Die Erste Erwähnung des Ortes geschah im Jahr 1004 in einer Urkunde des Klosters Kemnade als „Tundirum“. Für die Erklärung dieses Namens stütze ich mich auf die Dorfkronik von Ilse Kalvelage (Tündern – Das Dorf im Weserbogen, 2. Auflage 1999). Hiernach gibt es zwei unterschiedliche Erklärungsansätze des Ortsnamens:
- „Zaunwaldheim“, „Parkheim“ nach Freydank (Die Bedeutung der Ortsnamen des Kreises Hameln – Pyrmont, Hameln 1929)
- „Ort im Sumpf“, „Sumpfdorf“ nach der Analyse der damals üblichen Althochdeutsch
Zur Erklärung von Freydank fällt mir auf, das die Erklärung „Tuin“ als Zaun und „dirum“ als drum herum eher einem (Pseudo)Platt als der damals üblichen Sprache entspricht. Dazu kommt, das ein Zaun um einen Ort in der Zeit wohl kaum etwas war, das erwähnenswert war oder gar als Freistellungsmerkmal dienen konnte. Es war damals wohl eher üblich, Siedlungen zum Schutz vor Raubzeug mit Zäunen zu umschließen.
Die Erklärung mit einem Ort, einer Siedlung im Sumpf ist eher glaubwürdig, betrachtet man die Sprachherkunft und Topologie des Ortes sowie den Verlauf der Flüsse Weser und Emmer.
Topologie
Die Emmer, ein linksseitiger Nebenfluss der Weser mündet heute oberhalb von Tündern in die Weser. Das Wasser beider Flüsse fließt heute in Nordwestlicher Richtung an Tündern vorbei und wird hinter dem Ort vom Ohrberg im rechten Winkel Richtung Hameln abgelenkt. Dieser Flussverlauf existiert seit einer Eisflut im Jahr 1374. Vorher bog die Weser etwa auf Höhe der Burg Ohsen in Richtung des heutigen Ortes Tündern ab, bog dann wieder nach Osten und floss etwa auf Höhe der Bahnlinie Hannover – Altenbeken in Richtung Hameln weiter, wo sie sich etwa im Bogen an der Tünderschen Warte mit der Emmer vereinigte.
Ein weiterer Aspekt ist, dass damals die Flüsse ein anderes Aussehen hatten als heute. Die Flüsse waren flach, hatten keinen ausgeprägten Vorfluter. Die Flüsse gingen eher in die Breite als in die Tiefe. Kleine Schwankungen der Wassermenge konnten den Flusslauf beeinflussen.
Zwischen den Flüssen Weser und Emmer war Flachland, dass von Flussadern durchzogen, oft überflutet gewesen sein kann. Der Ort ist heute noch sehr Flach und kaum über Flussniveau.
Timeline
1004 | Erstmalige Erwähnung in einer Urkunde des Klosters Kemnade. König Heinrich II beurkundete am 20.07.1004 die Aufnahme des um 960 gegründeten Klosters Kemnade in den Reichsschutz. Zu diesem Kloster zählen auch Besitztümer in dem zum Amt Ohsen gehörenden Ort „Tundirum“ |
1294 | Ludwig von Homburg bezeugt die Verpfändung seiner Vogtei Tündern |
1583 | Hexenverbrennung, 3 Frauen wurden im Feuer hingerichtet: die Walterbergische, die Flentsche, die Schutmensche |
1757 | Schlacht bei Hastenbeck am 26.07.1757 im siebenjährigen Krieg. In Tündern Plünderungen, eine vernichtete Saat und mehrere abgebrannte Häuser. Schadenshöhe 34.000 Thaler |
1763 | Letzte Hinrichtung in Tündern. Gehängt wurde ein Pferdedieb |
1852 | Wechsel der Zugehörigkeit vom Amt Grohnde zum Amt Hameln |
1913 | Anschluss des Ortes an die Bahnstrecke Hannover-Altenbeken (Haltestelle) |
1935 | Ausbau des Bahnhofs Tündern zum Führerbahnhof im Rahmen der Reichserntedankfeste. Die Gleise wurden nach dem Krieg zurückgebaut. |
1973 | Eingliederung des Ortes in Hameln am 01.01.1973 |
Einwohner
1689 | 468 Einwohner |
1848 | 752 Einwohner und 106 Wohngebäude |
16.06.1933 | 1.043 Einwohner |
13.09.1950 | 2.044 Einwohner |
31.12.1972 | 2.163 Einwohner |
31.12.2009 | 2.985 Einwohner |
31.12.2016 | 2.608 Einwohner |