Im Land der brennenden Elektrofahrzeuge

Im Land der brennenden Elektrofahrzeuge

Ist eigentlich schon eine Weile her, genauer gesagt Ostern 2023. Ich stehe an der Schlange am Bratwurststand am Osterfeuer Tündern, da versucht eine Person, männlich, mittleres Alter, verwaschener Anzug Small Talk mit mir. Ihn erinnert das Osterfeuer an die vielen brennenden Akkus Elektrofahrzeugen. Fahrzeugbrände überall und elektrisch! Auf meine Erwiderung, was denn da brennen soll und warum das dann bei der geringen Anzahl von zugelassenen Fahrzeugen relevant sein soll, keine Erwiderung, nur Wiederholung und die Information, das Akkus brennen können. Ein echter Biobot auf Missionstour! Stop!

Wo sind den die vielen brennenden Elektrofahrzeuge? Hinter mir liegt meine Kameras, die drei Lithium – Ionen – Akkus lade ich mit einem 100Watt Ladegerät innerhalb von Minuten durch. Die Akkus der Blitzgeräte lade ich ebenfalls im Schnellverfahren. Meine Mobilquäke lade ich mindestens einmal am Tag. Ein Vorgang, der weltweit milliardenfach am Tag geschieht! Die Akkus sind vom Aufbau her ähnlich zu denen im Fahrzeugen, nur kleiner.

Wo sind die vielen Brände mit Smartphones? Warum habe das nicht mitbekommen, wenn schon ein paar Autobatterien reihenweise abfackeln? Zumal die Anzahl der Elektrofahrzeuge zu dem Zeitpunkt doch recht übersichtlich war. Natürlich können Lithium – Ionen – Akkus Feuer fangen, meist durch unsachgemäße Beladung, Manipulation oder durch Herstellungs- / Konstruktionsfehler. Grade letzteres ist bei Pufferbatterien von Solaranlagen mehr als peinlich und hat zu Hausbränden geführt. Natürlich können sich die Zellen einer Batterie einem Brand aus anderer Ursache mit anschließen, wie bei Hybridfahrzeugen. Batteriebrände passieren, sind aber so selten, das sie der Presse eine Veröffentlichung wert sind.

Ich bin kein Freund von „Sozialen Medien“ insbesondere FaceBook und TikTok. Ich nutze bestenfalls Messengerdienste, obwohl mir auch dort die Zwangsbeglückung auf den Geist geht. Ich habe auch nicht zu jedem Scheiß eine Meinung. Das ich kein Freund bin bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass ich diese Dienste meide, also mal genauer in den Strom der algorithmischen Zwangsbeglückung hineingesehen. Hier habe ich die Quelle der Brände gefunden: Jede Menge Posts über angeblich brennende Elektrofahrzeuge. Wortreich, mit Bildchen. Ich hatte versucht, Informationen aus dem Text zu extrahieren. Sorry, der war so inhaltsschwer wie ein Lore Ipsum. Resultat aber bei der Rückverfolgung des Fotos: Ein wahrscheinlich geklautes Pressefoto von einem Auto mit Verbrennungsmotor. Halt Funstuff für Leute, die bis zur Überschrift und dem ersten Foto noch lesen können. Die Artikel wurden hemmungslos kopiert und wiederveröffentlicht.

Das hat mich dazu gebracht, mich mit Narrativen und Werbestrategien zu beschäftigen. Meine erste Idee, mich eher komplex von der psychologischen Seite her zu nähern habe ich schnell aufgegeben. Das Ganze gleicht aber eher Waschmittelwerbung: Es wird eine kleine Story entworfen, in diesem Fall nicht von der Wiesenfrischen Wäsche sondern vom brennenden Lithium. Es ist halt ein Faktum, das Lithium mit der Umwelt unter bestimmten Umständen heftig reagieren kann. Bei der Story wird vollkommen ausgeblendet, das Benzin, Diesel und Erdgas hoch brennbar sind und sich bei Erhitzung (Auspuff, Kurzschluss) auch gerne einmal selbst entzündet. Also ein Internetmärchen aus der Gruppe der Erzählungen (Narrative).

Nach angaben der Versicherungswirtschaft kommen auf jedes abgebrannte Elektrofahrzeug etwa 90 abgebrannte Verbrenner und 120 Hybridfahrzeuge.

PS: Interessant an der Geschichte ist übrigens der Funfact: Alternativ zur Batterie predigen sie den Knallgasbestandteil Wasserstoff.

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