S4/HANA Utilities

Ich sitze hier vor meinem Notebook und versuche einen Einstieg in das Thema S4/HANA Utilities zu finden. Und zwar so, dass es auch ein Unbeteiligter versteht. Ich fange einfach damit an, ohne Rücksicht auf lesbarkeit und graphische Darstellung, hoffe, dass dieses sich im laufe des Prozesses selber herausbildet. Der Begriff Utilities steht für Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU) oder für einen öffentliches Versorgungunternehmen, das sich auch mit der Versorgung von elektrischen Strom, Gas, Wasser oder ähnlichen beschäftigt. An und für sich sind HANA und Utilities schon für sich betrachtet zwei komplexe Themen.

Die Elektrizitätsversorgung ist eine durch Gesetzte, Verordnungen und Verbandsvorgaben strukturierte Wirtschaft, deshalb ist auch eine umfassende Branchenlösung möglich. Jetzt groß auf die legalen Vorgaben der Branchenstruktur einzugehen, würde allerdings den Rahmen des Themas sprengen.

HANA leitet sich ab aus “High Performance Applinace” ab und ist steht heute als Markenname für ein von SAP ausgearbeitetes Konzept. HANA ist selbst ein aus meiner Sicht hoch interessantes Thema, weil es eine sehr hohe Leistungsfähigkeit bei Analysen aufweist, was bei Warehouse – Systemen voll zum Tragen kommt, auch ein Thema für sich.

Was also machen, um einen Einstiegspunkt zu finden, einfach ein paar Schritte zurückgehen und das Problem aus der Ferne betrachten, in diesem Fall ein recht persönlicher Rückblick auf die

Branche Elektrizitätsversorgung

Ich bin auch als Rentner kein Mensch, der in der Vergangenheit lebt, aber viele Sachen und Angelegenheiten waren damals wesentlich einfacher. Das hängt zum großen Teil mit den technischen Optionen zusammen, zum Teil aber auch mit einfacheren Grundlagen. Die Elektrizitätsversorgung war zu Zeiten, als ich in einem lokalen, mittelständischen EVU anfing (1977) als Gebietsmonopol organisiert. Digitalisierung des Lebens war ein Fremdwort und das Internet etwas, das nicht einmal in SF vorkam. Rechner gab es damals allerdings schon. Die füllten große, gut klimatisierte Räume, in denen es recht laut war. Direkt mit dem Rechner hat damals nur eine kleine Gruppe von Spezialisten gearbeitet, alle anderen durften Formulare ausfüllen.

Wenn ich so zurückdenke, waren damals eigentlich (fast) alle Funktionen, die SAP Utilities abdeckt bereits vorhanden. Ist auch kein Wunder, der Zweck eines EVU hat sich seitdem nicht geändert. Da waren (ohne Gewähr der Vollständigkeit):

  • Zählerwesen, zuständig für die Beschaffung, Verwaltung und Beglaubigung der Zähler. Es musste zu jeder Zeit feststellbar sein, wann, wo welcher Zähler eingebaut worden war.
  • Netzbetrieb, zuständig für den Betrieb der Netze.
  • Betriebsabteilungen und -stellen (später umbenannt in Service Center), welche für den technischen Zustand der Netze verantwortlich waren.
  • Verbrauchsabrechnung, untergliedert in Tarif- und Sondervertragskunden, der zusammen mit dem Zählerwesen und der Datenverarbeitung die Verbrauchsabrechnung durchführte
  • Debitorenbuchhaltung, für das Eintreiben des Geldes

Seitdem hat sich in der Branche Elektrizitätsversorgung viel getan:

Marktöffnung und Unbundling

Der Markt ist für einen Wettbewerb geöffnet worden. Hierzu wird die technische Versorgung von den Handelstransaktionen getrennt. Ohne jetzt zu weit auszuschweifen: Lieferer und Netzbetrieb sind voneinander getrennt worden, dass Messwesen ist als eigenständige Rolle definiert. Übertragungsnetzbetreiber liegen vollständig außerhalb der Elektrizitätswirtschaft. Um einen Kunden zu versorgen, müssen die einzelnen Marktteilnehmer untereinander kommunizieren.

Digitalisierung der Prozesse

  • Die Digitalisierung der Prozesse ist seitdem weit fortgeschritten. Computer sind kleiner, leistungsfähiger und vor allem billiger geworden. Es ist möglich, praktisch jedem Gerät, jeder Apparatur einen eigenen programmierbaren Computer zum Betrieb mitzugeben.
  • Einführung von Cloud-Diensten

Änderung der Kommunikation

  • Die Kommunikation hat sich durch das Internet geändert. Praktisch jedes Gerät kann mit einem anderen verbunden werden, was Optionen zur Prozesssteuerung eröffnet. Was bei Captain James T. Kirk auf der Enterprise noch auffiel, ist heute alltäglich: Jeder hat seine eigenen Kommunikator.

SAP Industry Solutions for Utilities (IS-U)


SAP S4/HANA Utilities

SAP S4/HANA Utilities ist das Nachfolgeprodukt von SAP IS-U auf Basis eines HANA – Systems

Einsatz bei verschiedenen Marktrollen: Verteilnetzbetreiber, Lieferant, Messstellenbetreiber

Stammdaten beschreiben Entitäten, also etwas Existierendes, egal ob real existierend wie Geräte, Maschinen oder Personen oder abstrakter Art wie Verträge.

Wichtige Stammdaten sind Adressen und Regionalstrukturen.

Geräteverwaltung

Wichtiges Thema in Utilities. Um in Anlagen, egal ob Verbrauchsstelle oder Einspeisung, messen zu können benötigt ich mindestens eine identifizierbare Messvorrichtung, deren Eigenschaften bekannt sein müssen (Stammdaten). Heist, jeder Zähler muss einzeln inventarisiert werden, die Erfassung muss sicher und wirtschaftlich sein. Während des Lebenszyclus einer jeden Apparatur muss jeder Ein- und Ausbau nachvollziehbar sein, damit die Messwerte der Anlage und damit einem Vertrag zugeordnet werden könnnen.

Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt in der Geräteverwaltung ist die Beglaubigung der Zähler. Zähler haben nur eine begrenzte Beglaubigungsdauer, danach kann die Beglaubigung noch einmal verlängert werden. Dieses muss in der Geräteverwaltung abbildbar sein.

Work-Management

Advanced-Metering

Sichtwort Smartmeter oder auch intelligente Messvorrichtungen, wie im juristischen Universum genannt werden.

Advanced Metering ist ein Produkt der technologischen Entwicklung. Messapparaturen können die Messwerte aufbereiten und auf Anforderung an eine Zentralstelle weiterleiten. Manuelle Ablesungen sind damit nicht mehr notwendig. Zwischenablesungen können zeitnah durchgeführt werden. Hierzu ist eine darauf spezialisierte Infrastruktur notwendig.

Energiedaten-Management

Kernelement der Energiedaten-Management ist das Messpofil oder einfach Profil. Ein derartiges Profil stellt Messwerte in zeitlicher Abhängigkeit dar. In der Elektrizitätswirtschaft werden hierzu die Messwerte in 15 Minuten Intervallen erfasst. Je nach Art der Erfassung können diese Profile für Verbräuche oder die durchschnittliche Leistung innerhalb des Zeitintervalls stehen. Profile können sowohl für Einspeisungen als auch für Verbräuche stehen.

Energy Data Repository

Bilanzierung und Fahrplanmanagement

Vertragsabrechnung

1977 war die Welt der Vertragsabrechnung noch einfach: Es gab zwei Tarife mit wenigen Tarifkomponenten: Arbeitspreis, Grundpreis, Messkosten. Was darüber hinaus ging, wurde manuell berechnet.

Tarife sind der wichtigste Bestandteil von Verträgen. Diese Tarife können heute wesentlich flexibler gestaltet werden, als es damals möglich war. Kleinste mögliche Auflösung ergibt sich aus dem Messprofil, so dass sich ein Tarif theoretisch alle 15 Minuten ändern könnte. Die Vertragsabrechnung muss diesen Anforderungen folgen können.

Fakturierung

Die Fakturierung umfasst die Zusammenfassung abgerechneter Verträge zu einer Rechnung und Überführung der Werte in die Buchhaltung.

Bei Netzbetreibern werden die Werte an den Lieferer weitergegeben, bei Lieferern wird für die Daten eine Rechnung erstellt.

Contract Accounting

Marktkommunikation

Ein wichtiges Thema in einer Brache, in der der Markt aus unterschiedlichen Rollen heraus bedient wird. Um eine Anlage von wechselnden Marktrollen aus zu versorgen müssen die Marktteilnehmer untereinander kommunizieren.

Grundlage für die Kommunikation ist auf technischer Ebene das aus dem EDIFACT – Protokoll abgeleitete EDI@Energy – Protoll. Inhaltlich ist die Marktkommunikation bestimmt duch GPKE und WIM.

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