Allgemeine Peoplefotografie ist tod. Zumindest was gewerbliche bzw. semiprofessionelle Fotografen betrifft. Natürlich gibt es Ausnahmen wo ein gewisses Fingerspiztengefühl benötigt wird, z. B. bei Bewerbungsfotos. Bedeutet aber nicht, dass hier kein Druck entsteht. Meiner Meinung nach hat das mehrere Ursachen. Da ist zunächst einmal das Smartphone, ein kompakter, kommunikationsfähiger Kleinkomputer mit integrierter Kamera. Das Point and Shoot Brett schlechthin. Die bedienende Person muss eigentlich nur wissen, wie eine Aufnahme ausgelöst wird, den Rest macht das Smartphone – von Belichtung bis zur Bearbeitung. Was aber gerne übersehen wird, die gemachten Fotos stehen geleich zum Versand bereit, kein Medienumbruch wie bei einer Kompaktkamera. Bildqualität ist eigentlich zweit- oder drittrangig. Themen die in Kreisen von Fotografen diskutiert werden wie Bildaufbau und -gestaltung. Interessiert nicht!

Das Sprechbrett hat einen Typ des Portraits stark lanciert: Das Selfie. Im Einheitsbrei der Sozialen Medien, die Portraitform. Schnell gemacht, vom Smatrphone aufgepeppt, versandt. Schnell, billig, stressfrei.

Ich bin kein echter Peoplefotograf. Es ist mein Komplementärthema zu meinen üblichen Abläufen in der Fotografie. Als Jemand, der sich seine Motive in der Stadt oder in der Landschaft sucht bin ich eher die Rolle eines Jägers gewohnt, ich folge Motiven oder warte auf sie. Peoplefotografie ist dort anders, ich muss Aktiv handeln, dazu kommen noch rechtliche Probleme.

Ich bin kein echter Peoplefotograf. Die Peoplefotografie habe ich angefangen, weil es mein Leben lang Personen gegeben hat, die meinten mir vorschreiben zu müssen, wie ich als konservatives Abziehbild zu leben habe, Missionare der Einfalt. Ich weiß, dass ich durch meine Impotenz als Archetyp des Serienvergewaltigers gelte, die Vorstellungen der Verklemmtheit werden auf mch projeziert.

Angefangen habe ich überwiegend als das, was als Workshop bezeichnet wird, aber wohl eher unter der Rubrik Modelshäring laufen sollte. Der Ramen aus Model und Location werden organisiert, Cheffe geht Brötchen schmieren.

Die Peoplefotografie gerät immer mehr unter Druck durch genKI, den erzeugenden Teil der Künstlichen Intelligenz. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Models vollständig gerendert werden können und zwar so, dass ich als Kunstprodukt vom Betrachter nicht mehr identifiziert werden können. Das hat direkte und mittelbare Auswirkungen. Direkt macht es Models in einigen Bereichen wie Werbung und Erotik schon aus Zeit- und Kostengründen überflüssig. Es hat aber auch mittelbar auf die Ansprüche von Personen, die von sich Fotografien haben wollen, Auswirkungen. Diese steigen, weil die Schwemme der KI-generierten Bilder den Mainstream beeinflusst.



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